Kurz-Talk zum Havenfröstück
„Die Rendite liegt nicht nur im Geld“
Im Gespräch mit Rolf Novy-Huy, Stiftung Trias, zum Themenkomplex Nachhaltige Kapitalanlage für Stiftungen.Was heißt für Sie eigentlich nachhaltige Kapitalanlage?
Rolf Novy-Huy: Im ökonomischen Sinn reichen als Erklärung schon „risikoarm“ und „ertragsstark“. Nachhaltigkeit im ökologischen Sinn sehen wir dann, wenn durch die Kapitalanlage der Versuch unternommen wird zu Lösung brennender ökologischer Themen beizutragen.
Heutzutage steht der Klimawandel da sicherlich an aller erster Stelle. Aber auch die Abnahme der Diversität – aktuelle Stichworte sind die merkbare Abnahme von Insekten und Vögeln – sollte man darunter fassen. Aktien und Wertpapier-Fonds finden wir wenig wirksam, weil eigentlich nur Geld getauscht wird, wenn oft auch in die richtige Richtung. Mehr „Hebel“ entwickelt sich etwa bei der direkten Investition in regenerative Energien. Bei Bauvorhaben einer Stiftung können aber auch Investitionsentscheidungen zur Nachhaltigkeit beitragen, die mit dem Gebäudezweck erst einmal wenig zu tun haben: Bevorzugung nachwachsender Rohstoffe, Entsiegelungsmaßnahmen und Verzicht auf weitere Versiegelungen, Begrünungsmaßnahmen an Fassade und Dach etc.
Das kostet Rendite? Nein, die Rendite liegt nur nicht im Geld..!
Wie finden Stiftungen „ihren“ Weg in der Kapitalanlage?
Novy-Huy: Das wird sehr vom Stifter, der Satzung, dem Stiftungszweck und den Verantwortlichen in der Stiftung ankommen. Inzwischen wird empfohlen zur Kapitalanlage Aussage in der Satzung aufzunehmen, z. B. die Verpflichtung zu Impact Investing (Investitionen in nachhaltige Ziele). Immer noch scheint die Vermögensanlage sehr konservativ zu sein. Mündelsichere Wertpapiere sind aber weder notwendig, noch interessant. Der Beschluss, wie empfohlen, Kapitalanlagerichtlinien zu erstellen, wäre eine gute Gelegenheit auf alle Aspekte der Kapitalanlage einzugehen: Risiko, Rendite, Nachhaltigkeit, Liquidität. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat bereits eine ganze Reihe an Beispielen veröffentlicht, die zeigen, dass es mehr gibt, als ein gut gemischtes Depot. Welche Instrumente die Stiftungsverantwortlichen aber „aus dem Werkzeugkasten heraus nehmen“, müssen sie selbst entscheiden.
Was sind in Ihren Augen andere, wesentliche Herausforderungen, die Stiftungen momentan aktiv angehen sollten?
Novy-Huy: Im Kontext der Vermögensanlage ist dies sicherlich der Ertragsrückgang. Noch ist die Zinswende nicht zu sehen und so muss entschieden werden, wie fällige Gelder weiter angelegt werden sollen und können. Mehr ins Risiko zu gehen, bringt mehr Ertrag, will aber gut überlegt sein. Eine Möglichkeit wäre eine Volumenbeschränkung für solche Anlagen zu beschließen. Über dieses Thema steht aber genug Literatur zur Verfügung.
Die Demografische Herausforderung für Stiftungen wird meines Erachtens noch nicht ausreichend thematisiert. Es gibt in Deutschland geschätzt. 21.300 Stiftungen. 72,4% verfügen nur über ein Vermögen von unter einer Million Euro. Jede dieser Stiftung benötigt einen Vorstand, ggf. Kuratorium, eine Jahresabschluss und muss das Wissen um Gemeinnützigkeit, Vermögensanlage und viele mehr sicherstellen. Kleine Stiftungen haben oft einen hohen Identifikationswert und eine hohe Wirksamkeit. Sie haben aber auch das Problem immer wieder neue, junge, motivierte Mitstreiter*innen und Verantwortliche zu finden. Bei der einen oder anderen Stiftung könnte es daher schon Sinn machen über Kooperationen und Zusammenlegungen nachzudenken. Seitens der Stiftungsbehörden sollten solche Zusammenlegungen deutlich erleichtert werden. Bei aller Anerkennung des Stifterwillens, sollte man diesen auch nicht dazu benutzen Stiftungen in die Unbeweglichkeit zu führen.
Damit sprechen Sie vielen Stiftungen sicherlich aus der Seele. Haben Sie vielen Dank für Ihre Offenheit.
Hinweis: Stiftungen in und um Hamburg sind am 19. September 2017 zum zweiten Mal zum Erfahrungsaustausch in die Kanzleiräume von Rödl & Partner eingeladen. Weitere Informationen finden Sie hier.