Rückblick
Forum Stiftung & Philanthropie

Stiftung & Philanthropie
Rückblick Forum Stiftung & Philanthropie

Auf die Stiftungslandschaft rollt was zu

Immer wenn sich Stiftungen derzeit treffen, stehen unter anderem die Themen Fundraising und Kapitalanlage im Vordergrund. Ebenso stehen Wirkungsaspekte der Kapitalanlage verstärkt im Fokus. Auch auf dem Forum Stiftung und Philanthropie im Rahmen der funds excellence drehte sich die Diskussion um diese Themen, Rödl & Partner begleitete die Veranstaltung auf Sponsorenebene.

Am 20. Juni 2017 fand in Frankfurt im dortigen Kap Europa das Forum Stiftung & Philanthropie im Rahmen der funds excellence statt. Stiftungen waren geladen, mit Experten aus dem Finanzbereich ihre Anliegen zu diskutieren. Partner des Forums Philanthropie waren auch zahlreiche Non-Profit-Organisationen wie etwa die Christoffel Blindenmission (CBM), das Plan Stiftungszentrum, die Welthungerhilfe oder die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Deren Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch, wies in seinem einführenden Impuls auf eine Sternstunde der Zivilgesellschaft und gleichzeitig auf die Herausforderungen im Sektor hin. Für ihn war die Flüchtlingskrise ein Beleg für das Funktionieren der Zivilgesellschaft, deren Speerspitze Stiftungen seien. Damit sich deren Wirkung aber weiter enthalten könne, müssten sie Kräfte bündeln und selber professioneller werden. Dies sei die Basis dafür, dass der Dritte Sektor weiter an Relevanz hinzugewinnen würde.

Genau hier setzten dann die vier Diskussionsrunden zu den Themen Nachhaltige Kapitalanlage, Fundraising, Reform des Stiftungsrechts und Impact Investing an. Das Kapital einer Stiftung heute professioneller zu verwalten, hängt eng mit der Erkenntnis zusammen, sich viel stärker mit der Kapitalanlage auseinandersetzen zu müssen. Weil genau das viele Stiftungen derzeit tun, rückt die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage verstärkt in den Fokus. Michael Dittrich von Deutschen Bundesstiftung Umwelt wusste zu erläutern, dass Stiftungen heute einen Weg suchen, den manche Stiftung, so auch seine, bereits vor Jahren gegangen seien.

Zuerst spielt Nachhaltigkeit keine Rolle, dann wird davon gehört, man fängt an Dinge auszuschließen, verankert nachhaltige Eckpfeiler in den Anlagerichtlinien und kombiniert Best-in-Class mit Ausschluss- und Best-in-Progress-Kriterien, um die Anlagepolitik nachhaltiger zu gestalten. Mit Michael Dittrich diskutierten Achim Lange von der Hamburger Sparkasse, Alexander George von Hauck Aufhäuser und Georg Schürmann von der Triodos Bank. Uneinig waren sich die Experten jedoch darüber, wie Stiftungen eine nachhaltige Anlagepolitik umsetzen sollten. Fonds seien eine gute Möglichkeit, aber ohne eine Anlagerichtlinie, die auch nachhaltige Kriterien mit aufnimmt und definiert, sei die Auswahl eines Fonds wie der zweite Schritt vor dem ersten.

In den anderen Diskussionen standen die Themen Fundraising, die Reform des Stiftungsrechts sowie den Themenkreis Impact Investing im Mittelpunkt. Folgende drei Erkenntnisse konnten Stiftungen mit nach Hause nehmen:

1) Wenn eine Stiftung eine Fundraising-Strategie aufsetzt, muss sie sich zunächst einmal dem Kern ihrer selbst zuwenden. Nur wer seine Kernbotschaft kennt, kann gezielt nach außen gehen und Unterstützer finden bzw. diese dann auch von sich überzeugen. Dies ist umso wichtiger, als dass der Spendermarkt ein Wettbewerbsmarkt ist und Stiftungen hier mit anderen spendensammelnden Organisationen konkurrieren. Dies schließt auch ein, Spender anders als bisher beraten, informieren und „abholen“ zu müssen. Aber auch das muss zu einer Stiftung passen, Botschaft und Maßnahme müssen also zueinanderstehen.

2) In der Kapitalanlage wird derzeit im Stiftungssektor viel über Wirkung gesprochen. Einen Einstieg kann hier eine Hinwendung zu nachhaltigen Parametern in der Kapitalanlage bieten, während Impact oder Mission Investing eher des fortgeschrittene Stadium wirkungsorientierten Investierens bedeuten. Wirkung entsteht aber vor allem dadurch, dass Stiftungen ihre Ziele auch in der Kapitalanlage kennen, diese in einer Anlagerichtlinie festschreiben und Anlageentscheidungen sauber dokumentieren – denn dies ist die Basis um zu beurteilen, ob sich die gewünschte Wirkung auch eingestellt hat. Dieser Dreiklang sollte, so war es den Diskussionen zu entnehmen, vor der Entscheidung hinsichtlich Markt oder Produkt stehen.

3) Die Stiftungsrechtsreform setzt bei einigen wichtigen Aspekten der Stiftungspraxis an. So wird die Bestellung eines Notvorstands geregelt, was letztlich eine Reaktion auf die personellen Fragen im Stiftungssektor ist. In den kommenden Jahren steht ein Generationswechsel im Stiftungswesen an, jedoch ist hiermit die Frage verbunden, wie dieser bewältigt werden kann. Ebenfalls ist die Einführung eines Transparenzregisters vorgesehen, wobei hier jedoch die Europäische Union vorprescht, woraufhin das BGB entsprechend angepasst werden musste. Das Transparenzregister verpflichtet Stiftungen, direkt Informationen einzuliefern, auch zu Begünstigten, woraufhin sich im Panel zur Stiftungsrechtsreform die Frage stellte, wie das bewerkstelligt werden soll. Die Praxis wird dies in Kürze zeigen.

Einen Fachbeitrag dazu hat auch Dr. Christine Varga-Zschau, Rechtsanwältin und Associate Partner bei Rödl & Partner verfasst, den Link dazu finden Sie hier.

Frau Dr. Varga-Zschau wird zum Transparenzregister auch beim 2. Havenfröstück un stiften am 19.09.2017 in Hamburg referieren.

Zusammengefasst
Das Forum Philanthropie hat das Ziel, die Finanzwelt und den Dritten Sektor zusammenzubringen und miteinander in den Austausch zu bringen – im Herzen der deutschen Finanzindustrie. Angenommen wurde dieses „Angebot“ von gut zwei Dutzend Stiftungsvertretern, die in den Panels wichtige Hinweise für ihre tägliche Praxis genannt bekamen. Es war schön zu sehen, dass dies zu Diskussionen anregte, teilweise gar zum Erfahrungsaustausch. Denn genau davon braucht die Stiftungslandschaft mehr.


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Das Forum Stiftung und Philanthropie begann um kurz nach 11 Uhr am 20.06.2017, eröffnet wurde es von Roland Koch und dessen Eröffnungsimpuls.
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Hessens ehemaliger Ministerpräsident Roland Koch referierte in seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung über die Erfolgsfaktoren gemeinnütziger Aktivität und sprach von einer Sternstunde der Zivilgesellschaft im Zuge der Flüchtlingskrise.
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Im Panel „Nachhaltigkeit – was ist das eigentlich?“ sortierte Moderator Kai Praum von Magazin Verantwortung mit seinen Diskussionsteilnehmern Alexander George (Hauck Aufhäuser), Michael Dittrich (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), Achim Lange (Hamburger Sparkasse) und Georg Schürmann (Triodos Bank) Ansätze und Anknüpfungspunkte nachhaltiger Kapitalanlage für Stiftungen.
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Moderator Tobias Karow (Rödl & Partner) wies darauf hin, dass aus Niedrig- und Negativzins jetzt erst recht Handlungsbedarf in vielen Stiftungen resultiert. Im Panel zur Reform des Stiftungsrechts diskutierte er zudem mit Mark Pawlytta (KPMG) und Dr. Klaus Zimmermann (Beiten Burkhardt) neue Flexibilität für Stiftungsverantwortliche, aber auch erweiterte Pflichten, etwa durch neue Transparenzrichtlinien.
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Das Publikum war gleichmäßig durchmischt mit Vermögensmanagern und Stiftungsprofis, für viele Vertreter der Finanzszene waren die Stiftungsthemen aber durchaus Neuland. So entstanden aber in den Pausen zwischen den Panels stets lebhafte Diskussionen.